Re: Befindet sich Deutschland hier in der Pflicht ?
von Ruckzuck » Sa 29. Mai 2021, 13:27
Schön wie leicht es ist auf der 'richtigen' Seite der Geschichte zu stehen.
Natürlich ist es nie zu spät Tatsachen anzuerkennen, auch wenn sie Generationen zurückliegen und auch heute noch für einen Ausgleich zu sorgen. Und nein, Geschichte kann man nicht rückgängig machen, ist immer ein Teil der Identität eines Landes, auch über Jahrhunderte hinweg. Daher fand ich auch den Weg begrüßenswert, den Deutschland nach dem Ende von WW2 gegangen ist, man übernahm Verantwortung für die Taten während der zwölf Jahre des unsäglichen Treibens, welches in der industriellen Vernichtung von Menschen gipfelte.
Vor allem gab es ja auch noch jede Menge an Zeitzeugen und Überlebende denen man persönlich Gutes tun konnte.
Auch wenn das erlittene Unrecht niemals auszugleichen ist, unterstütze ich bis heute die direkte finanzielle Unterstützung von Israel, oder den großzügigen Erlass von Schulden für andere Länder..
Namibia aber sehe ich ganz anders, denn es gibt schon lange keine Zeitzeugen, keine Opfer und Täter mehr, kaum noch direkte Nachkommen.
Wenn nun wieder mit maximaler Schwülstigkeit der Bundespräsident mit 100 Jahren „Verspätung“ um Vergebung bittet, und gleichzeitig einen Scheck herüberreicht, sehe ich hier die Ernsthaftigkeit der Schuldverarbeitung gefährdet.
Deutschland hat seit 1990 über eine Milliarde an Namibia als Entwicklungshilfe gezahlt, mehr als für jedes andere afrikanische Land, und somit allein schon seine Bereitschaft zur „Wiedergutmachung“ angedeutet.
Die jetzige Aktion erinnert da wohl eher an eine Kampagne des Zeitgeistes, getrieben von moralischer Überlegenheit und humanistischen Größenwahn, mit dem sich unsere Elite so gern umgibt.
Und ja, Europa, und damit meine ich auch europäische Länder wie zB. Belgien, Niederlande, Spanien und Portugal und nicht nur Deutschland hat durchaus was am Hut mit den alten Kolonialverbrechen. Das Resultat dieser alten Zeiten sind funktionsuntüchtige, zerstörte und zerrissene afrikanische Staaten, deren Bevölkerungsgruppen seit einigen Jahren schon als Flüchtlinge und Migranten zu Millionen nach Europa strömen.
"Wenn wir unsere A u g e n nicht dazu gebrauchen um zu sehen, werden wir sie immer öfters benutzen, um zu Weinen."