Befindet sich Deutschland hier in der Pflicht ?




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Befindet sich Deutschland hier in der Pflicht ?

Beitragvon Ruckzuck » Fr 28. Mai 2021, 13:14

Deutschland erkennt Völkermord an Herero und Nama an...Milliardenzahlungen an Namibia
Nach langen Verhandlungen will sich Deutschland mit Namibia aussöhnen. Es geht um Schuld, eine Bitte um Vergebung - und um einen Milliardenbetrag.

Mehr als 100 Jahre nach den Verbrechen der deutschen Kolonialmacht im heutigen Namibia erkennt die Bundesregierung die Gräueltaten an den Volksgruppen der Herero und Nama als Völkermord an. Die Nachkommen will Deutschland in den kommenden 30 Jahren mit 1,1 Milliarden Euro unterstützen und offiziell um Vergebung bitten.

Darauf haben sich Regierungsdelegationen aus beiden Ländern nach fast sechs Jahren Verhandlungen verständigt, wie Außenminister Heiko Maas am Freitag bekanntgab. „Ich bin froh und dankbar, dass es gelungen ist, mit Namibia eine Einigung über einen gemeinsamen Umgang mit dem dunkelsten Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte zu erzielen“, sagte er. Aus deutscher Sicht war es wichtig, jetzt noch vor der Bundestagswahl zu einer Einigung zu kommen. Denn auch die beiden Parlamente sollen noch zustimmen.

Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia und schlug Aufstände brutal nieder. Während des Herero-und-Nama-Kriegs von 1904 bis 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika begingen die Kolonialherren einen Massenmord, der als erster Genozid des 20. Jahrhunderts gilt. Historikern zufolge wurden etwa 65.000 von 80.000 Herero und mindestens 10.000 von 20.000 Nama getötet.

Bereits seit 2015 verwendet das Auswärtige Amt den Begriff des Völkermords in seinem allgemeinen Sprachgebrauch für den Vernichtungskrieg in Namibia. Jetzt werden die Gräueltaten auch ganz offiziell als Völkermord bezeichnet.

Anfang des 20. Jahrhunderts, zum Zeitpunkt der Gräueltaten gegen die Herero und Nama, gab es diesen juristischen Begriff noch gar nicht. Erst 1948 beschloss die UN-Generalversammlung als Konsequenz aus dem Holocaust die „Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“ und machte Völkermord damit zum Straftatbestand. Die Konvention gilt aber nicht rückwirkend, deswegen ergeben sich für Deutschland aus der Anerkennung des Völkermords auch keine rechtlichen Konsequenzen.

Eine Milliarde als „Geste der Anerkennung des unermesslichen Leids“
hier weiterlesen: auf Tagesspiegel
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von Anzeige » Fr 28. Mai 2021, 13:14

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Re: Befindet sich Deutschland hier in der Pflicht ?

Beitragvon Ruckzuck » Fr 28. Mai 2021, 13:19

Nach langen Verhandlungen will sich Deutschland mit Namibia aussöhnen. Es geht um Schuld, eine Bitte um Vergebung - und um einen Milliardenbetrag.

Aussöhnung? Wie immer dabei geht es sowieso nur um Geld.
Wäre es nicht die moralische Verantwortung des Kaiserreiches ? Was hat Deutschland damit zu tun. Nach dem Kaiserreich kam die Weimarer Republik, das dritte Reich, BRD und DDR und schließlich das wiedervereinigte Deutschland. Hier stellt sich die Frage, wie lange diese Art Verantwortung zurückreichen soll, und wenn es dann so sein sollte, warum holt man sich dieses Geld nicht von den damals regierenden d.h. verantwortlichen und heute noch existierenden direkten Nutznießern dieser Kolonialisierung ? Den Adelshäusern!
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Re: Befindet sich Deutschland hier in der Pflicht ?

Beitragvon Ruckzuck » Sa 29. Mai 2021, 11:12

Besser Spät als nie !!!

Versuch der Versöhnung mit Namibia Zweierlei Verbrechen.
Spät hat Deutschland seine Schuld für Kolonialverbrechen in Namibia anerkannt. Die Erinnerung an sie steht nicht im Widerspruch zu der an den Holocaust. Ein Kommentar.

Foto: In Ketten gelegt oder in die Wüste geschickt: Ein deutscher Soldat in Südwest-Afrika (Namibia) mit Gefangenen der Herero und Nama_

Es war ein Völkermord mit Ankündigung. „Innerhalb der deutschen Grenzen wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh, erschossen. Ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück oder lasse auf sie schießen“, heißt es im Vernichtungsbefehl des Generals Lothar von Trotha vom 2. Oktober 1904.

Tausend von Einwohnern des Hererolandes verdursteten danach in der Wüste. Vor allem der Kommandeur der deutschen „Schutztruppen“ in Deutsch-Ostafrika, heute Namibia, war verantwortlich dafür, dass bei der brutalen Niederschlagung von Aufständen durch sein Militär rund 65.000 von 80.000 Herero und mindestens 10.000 von 20.000 Nama ums Leben kamen.

Lange herrschte Desinteresse gegenüber Kolonialverbrechen... hier weiterlesen auf Tagesspiegel
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Re: Befindet sich Deutschland hier in der Pflicht ?

Beitragvon Ruckzuck » Sa 29. Mai 2021, 12:27

Schön wie leicht es ist auf der 'richtigen' Seite der Geschichte zu stehen.
Natürlich ist es nie zu spät Tatsachen anzuerkennen, auch wenn sie Generationen zurückliegen und auch heute noch für einen Ausgleich zu sorgen. Und nein, Geschichte kann man nicht rückgängig machen, ist immer ein Teil der Identität eines Landes, auch über Jahrhunderte hinweg. Daher fand ich auch den Weg begrüßenswert, den Deutschland nach dem Ende von WW2 gegangen ist, man übernahm Verantwortung für die Taten während der zwölf Jahre des unsäglichen Treibens, welches in der industriellen Vernichtung von Menschen gipfelte.
Vor allem gab es ja auch noch jede Menge an Zeitzeugen und Überlebende denen man persönlich Gutes tun konnte.
Auch wenn das erlittene Unrecht niemals auszugleichen ist, unterstütze ich bis heute die direkte finanzielle Unterstützung von Israel, oder den großzügigen Erlass von Schulden für andere Länder..

Namibia aber sehe ich ganz anders, denn es gibt schon lange keine Zeitzeugen, keine Opfer und Täter mehr, kaum noch direkte Nachkommen.
Wenn nun wieder mit maximaler Schwülstigkeit der Bundespräsident mit 100 Jahren „Verspätung“ um Vergebung bittet, und gleichzeitig einen Scheck herüberreicht, sehe ich hier die Ernsthaftigkeit der Schuldverarbeitung gefährdet.
Deutschland hat seit 1990 über eine Milliarde an Namibia als Entwicklungshilfe gezahlt, mehr als für jedes andere afrikanische Land, und somit allein schon seine Bereitschaft zur „Wiedergutmachung“ angedeutet.
Die jetzige Aktion erinnert da wohl eher an eine Kampagne des Zeitgeistes, getrieben von moralischer Überlegenheit und humanistischen Größenwahn, mit dem sich unsere Elite so gern umgibt.

Und ja, Europa, und damit meine ich auch europäische Länder wie zB. Belgien, Niederlande, Spanien und Portugal und nicht nur Deutschland hat durchaus was am Hut mit den alten Kolonialverbrechen. Das Resultat dieser alten Zeiten sind funktionsuntüchtige, zerstörte und zerrissene afrikanische Staaten, deren Bevölkerungsgruppen seit einigen Jahren schon als Flüchtlinge und Migranten zu Millionen nach Europa strömen.
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Re: Befindet sich Deutschland hier in der Pflicht ?

Beitragvon Ruckzuck » Di 1. Jun 2021, 09:42

Namibia: Herero und Nama fordern Nachverhandlung von Reparationszahlungen
Deutschland erkennt die kolonialen Verbrechen in Namibia als Völkermord an – und will auch Wiedergutmachungen zahlen. Den geplanten Betrag lehnen einige Volksgruppen ab.

Ein Verband von Häuptlingen der Volksgruppen der Herero und Nama hat das von Deutschland vorgeschlagene Abkommen zur Anerkennung der Verbrechen der deutschen Kolonialmacht vor mehr als 100 Jahren als Völkermord abgelehnt. Sie fordern, dass die geplante Unterzeichnungszeremonie zwischen Deutschland und Namibia verschoben wird.

Die von der Bundesregierung angebotenen Unterstützungszahlungen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 30 Jahre seien "eine schockierende Offenbarung", "inakzeptabel" und ein "Affront gegen unsere Existenz", teilten die Vertreter des Rates mit. Der "beleidigende Betrag" werde abgelehnt.

Zwar begrüße der Rat die Anerkennung des Völkermords durch die Bundesregierung, das Schuldeingeständnis für die mehr als 100 Jahre zurückliegenden Gräueltaten und die geplante Bitte um Vergebung. Die Reparationsfrage müsse jedoch neu verhandelt werden, hieß es. Die Ovaherero Traditional Authority, eine weitere Herero-Gruppe, hatte das Abkommen vergangene Woche bereits als PR-Coup Deutschlands und Betrug der namibischen Regierung bezeichnet.

Erster Genozid im 20. Jahrhundert ... hier weiterlesen bei Zeit-Online
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Re: Befindet sich Deutschland hier in der Pflicht ?

Beitragvon Ruckzuck » Di 1. Jun 2021, 13:29

Eine Redewendung sagt..."Man reicht den kleinen Finger und er/sie nimmt die ganze Hand"!

So will man den Leuten ja gerne ein bisschen entgegenkommen, ihnen hilfreich den kleinen Finger reichen – aber die wollen immer gleich noch mehr, als man zu geben bereit ist, am besten gleich die ganze Hand.

Der "beleidigende Betrag" werde abgelehnt!!!
Bei den dort vorherrschenden örtlichen Lebenshaltungskosten sind Tausend Millionen Euro für Fortschritt und Bildung welche den Hereros und Nama Nachfahren zu gute kommen eine Beleidigung ?

Hier stellt sich die Frage, mit wem sollte Deutschland in einen Gedankenaustausch und anschließender Geste eintreten?
Das geht doch wohl nur von Staat zu Staat und nicht mit Leuten, die von sich behaupten zu einer Gruppe zu gehören.
Wenn die Volksgruppe sich von ihrem Staat über den Leisten gezogen fühlt, dann sollten sie zunächst erst einmal dort klar Schiff machen.
Klar ist, es steht unseren Land gut an, für unsere Fehler gerade zu stehen und das mögliche zu tun, um Wiedergutmachung zu leisten. Die Herero können Froh sein, daß da noch ein paar Leute mit Hirn am Tisch gesessen haben. Denn mit ihrer Haltung würden sie auch in 100 Jahren noch gar nichts bekommen.
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Re: Befindet sich Deutschland hier in der Pflicht ?

Beitragvon Sarastro » Di 1. Jun 2021, 17:14

Wenn nun wieder mit maximaler Schwülstigkeit der Bundespräsident mit 100 Jahren „Verspätung“ um Vergebung bittet, und gleichzeitig einen Scheck herüberreicht,...

Ist ja nicht sein Geld.

"Man reicht den kleinen Finger und er/sie nimmt die ganze Hand"

Genau das ist das Problem. Zusätzlich zur ganzen (Selbst)Inzenierung.
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Re: Befindet sich Deutschland hier in der Pflicht ?

Beitragvon Ruckzuck » Fr 4. Jun 2021, 11:18

Fünf vor acht / Versöhnungsabkommen mit Namibia:
Es geht nicht um Zugeständnisse, sondern ums Ganze


Wie sühnt man den Völkermord an den Herero und Nama? Die Dimension des Unrechts hat auch die Erwartungen an seine Wiedergutmachung in Namibia übergroß werden lassen.

Die gemeinsame Erklärung von Deutschland und Namibia über die Aufarbeitung deutscher Verbrechen vor knapp 100 Jahren sollte ein Meilenstein Berliner Aussöhnungspolitik sein. Doch einige Nachfahren der Betroffenen empören sich nun über die Erklärung. Sprechen von "Beleidigung", "schlechten Absichten", von Arroganz und Herabsetzung. Das "genügt nicht für das Blut unserer Ahnen!", sagt Vekuii Rukoro, der Paramount Chief einer Herero-Gemeinschaft. Und fordert Reparationen statt Erklärungen.

Wie sühnt man den Völkermord an den Herero und Nama? Das ist die Frage, seit eine deutsche Ministerin 2004 in Namibia zum ersten Mal das Wort Genozid ausgesprochen hat. Es geht um die Vertreibung und systematische Ermordung von Herero und Nama durch deutsche Truppen ab 1904, das größte Verbrechen der kurzen Berliner Kolonialgeschichte. Die Dimension des Unrechts hat auch die Erwartungen an seine Wiedergutmachung übergroß werden lassen – und das steht nun einer Aussöhnung entgegen.

Dabei hatten die Delegationen Namibias und Deutschlands im Mai eine Erklärung paraphiert, die sich durchaus sehen ließ. Deutschland wird offiziell seine Schuld am Völkermord anerkennen, der Bundespräsident soll nach Namibia reisen, Deutschland bittet um Vergebung und wird Namibia über 30 Jahre insgesamt 1,1 Milliarden Euro zahlen. Ob das ausreichend ist oder nicht, wird nun diskutiert, aber die Zweckbindung ist entscheidend. Das Geld soll fast in Gänze jenen Gemeinschaften zugutekommen, die damals unter den deutschen Truppen zu leiden hatten. In den Regionen der Herero und Nama sollten Landwirtschaft und Berufsbildung gefördert, die Wasserversorgung und Infrastruktur ausgebaut werden. Das haben die Namibier unter Einschluss von namhaften Herero-Vertretern und die Deutschen unter Leitung des CDU-Politikers und ehemaligen Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag Ruprecht Polenz ausgehandelt. So weit, so gut.

Statt Versöhnung ein Riesenstreit um persönliche Entschädigungen
Doch vonseiten der deutschen Regierung gab es ein Missverständnis: dass überall in Namibia das Kleingedruckte verstanden würde. Die Anerkennung des Genozids ist eine politische Erklärung und die Zahlungen sind freiwillig. Daraus folgt kein rechtlicher Anspruch. Das ist vielen in Namibia nicht klar.

hier weiterlesen bei Zeit-Online
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Re: Befindet sich Deutschland hier in der Pflicht ?

Beitragvon Ruckzuck » Fr 4. Jun 2021, 11:23

Eine Redewendung sagt..."Man reicht den kleinen Finger und er/sie nimmt die ganze Hand"!

Wenn Deutschland auf freiwilliger Basis eine Milliarde Euro an Unterstützung zusagt und den Genozid als solchen anerkennt, wirkt es auf den ersten Blick natürlich möglicherweise etwas mager. Auch wenn in Namibia von den Vertreter der Volksgruppen Herero und Nama wesentlich mehr gefordert wird bleibt bei ihnen die Sorge das die Zahlungen wahrscheinlich gar nicht an die Nachfolger der Opfer weiterleiten wird.
Doch in diesem Fall ist nicht die deutsche Regierung der Ansprechpartner. Selbst wenn Deutschland nur mit Vertretern der
Herero und Nama sprechen würde, Namibia könnte jegliches Projekt torpedieren oder für direkte Zahlungen horrende Steuersätze von den Empfängern verlangen. Da muss man den Vertretern beider Volksgruppen auch fehlenden Realismus vorwerfen.
Andererseits ist es auch quasi unmöglich, einen Genozid mit einen bestimmten Geldbetrag zu beziffern welche hier als eine "angemessene" Summe betrachtet werden kann.
Daher empfinde ich die Bitte um Verzeihung, plus die Milliarde Euro sowie ehrliche Reue als ein geeignetes Symbol für den Versuch einer Versöhnung welche nicht auf der Tagesordnung der meisten Länder auf unseren Planeten zu finden ist.
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