Zur Griechenland Krise:
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Wo der griechische Staat Schulden hat - 315,5 Mrd. Euro141,8 Mrd. Euro Kredite über EFSF
52,9 Mrd. Euro bilaterale Kredite
40,5 Mrd. Euro Staatsanleihen (Private)
27,0 Mrd. Euro Staatsanleihen (EZB)
25,0 Mrd. Euro offene Kredite des IWF
15,0 Mrd. Euro T-Bills (Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit)
13,3 Mrd. Euro andere Schulden
http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-03/g ... jsselbloem-> zeit.de/wirtschaft/2015-03/griechenland-eurogruppe-yanis-varoufakis-jeroen-dijsselbloem
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Wohin flossen die Griechenland-Milliarden - 230 Milliarden Euro81,3 Mrd. Euro Ablösung von Altschulden
48,2 Mrd. Euro Bankenrestrukturierung
40,6 Mrd. Euro Zinszahlungen
34,6 Mrd. Euro Schuldenschnitt 2012
11,3 Mrd. EuroRückkauf von Schulden
9,1 Mrd. Euro Rückzahlungen an den IWF
2,3 Mrd. Euro Einzahlungen in den ESM
27,0 Mrd. Euro Ausgaben Staatstätigkeit
http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-03/g ... em/seite-2-> zeit.de/wirtschaft/2015-03/griechenland-eurogruppe-yanis-varoufakis-jeroen-dijsselbloem/seite-2
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ELA - Die Notenpresse der Euroländer... Griechische Staatsanleihen, die bei der EZB nicht mehr als Sicherheit hinterlegt werden dürfen, müssen gar nicht erst den Umweg nach Frankfurt machen, sondern werden direkt in Athen von der nationalen Notenbank gegen frisch gedrucktes Geld ausgetauscht. Hier bedient sich die Bank von Griechenland sozusagen direkt der Notenpresse. Laut EZB-Statut heißt es zwar, dass die nationalen Notenbanken auf eigenes Risiko handeln, aber wenn Griechenland tatsächlich aus dem Euro austritt, bleiben diese Kredite bei den anderen Euroländern hängen.
Damit nicht jedes Euroland die eigene Druckerpresse anwirft, macht die EZB das ELA-Geld teurer als die eigenen Kredite. So liege der ELA-Zins für griechische Banken bei 1,55 Prozent, schreiben die Commerzbank-Experten in einer Analyse. Von der EZB bekommen Banken Geld für 0,05 Prozent, also umsonst. Ganz sicher sind die Analysten aber nicht, denn die Sache mit ELA ist nicht wirklich transparent. Die nationalen Notenbanken sind nicht verpflichtet, den Zinssatz und das genaue Volumen preiszugeben. Es reicht, wenn sie die ELA-Kredite unter dem Posten "andere Forderungen" verbuchen.
http://www.dw.de/ela-die-notenpresse-de ... a-18249340-> dw.de/ela-die-notenpresse-der-eurol%C3%A4nder/a-18249340
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Athen zwischen Wahn- und Schuldenwirklichkeit... In dieser trüben Suppe fischen nun Tsipras und seine linken europäischen Verbündeten nach neuen Milliardenhilfen. Ob in Form von billigem Geld, dass die EZB druckt, oder von Schuldenerlassen in Milliardenhöhe, die andere Europäer mit Steuern ausgleichen sollen, oder von griechischen Ewigkeitsbonds, die nur Verrückte kaufen, ist nur eine Frage des Etikettenschwindels. Bei dem Gezerre geht es darum, eine Formel zu finden, die der durchschnittliche Bundestagsabgeordnete nicht versteht, der er aber zustimmt, damit die Fehlkonstruktion Euro als angeblich „friedensstiftendes und zukunftssicherndes Projekt“ erhalten bleibt.
... Der Neustart 1974 mit dem Sturz der Obristendiktatur begann wirtschaftlich damit, dass der konservative, aus Frankreich zurückgekehrte erste Ministerpräsident Konstantin Karamanlis alles verstaatlichte, was er nur kriegen konnte. Nicht, dass es vorher eine blühende Marktwirtschaft gegeben hätte: Die Airline Olympic gehörte zum Beispiel dem Reeder Onassis. Während vorher Großgrundbesitzer und Oligarchen die Monopole betrieben, machte dies anschließend der griechische Staat. Das kreierte ungeahnte Möglichkeiten, Posten und Macht zu vergeben. Neben dem Familienunternehmen Karamanlis, das seine Interessen durch die Partei Nea Dimokratia sicherte, gründete der Sohn des sehr linken Georgios Papandreou, Andreas Papandreou, der aus Schweden aus dem Exil zurückkam, die Pasok, die allgemeine griechische Befreiungsbewegung, das Ziehkind der europäischen Sozialdemokratie.
... Im Wahlkampf von 1981 lauteten die Versprechungen von Andreas Papandreou ähnlich wie die von Tsipras heute: NATO-Austritt, Verstaatlichung der Wirtschaft, Hinwendung zur Sowjetunion und ein Füllhorn sozialer Wohltaten. Auch er damals jung, in den USA studiert und charismatisch, gewann mit großer Mehrheit die Wahl. Trotz dieses wirtschaftlichen Untergangsprogramms wurde Griechenland in die EWG, so hieß damals noch die EU, aufgenommen. Aber auch er entpuppte sich mehr als Hüter des Familienunternehmens Papandreou und seiner Unterstützer. Und da sowohl die Karamanlis-Familie als auch die Papandreou-Familie das Geschäftsmodell der anderen Seite verstand und respektierte, wurden die in der vorherigen Legislaturperiode engagierten Büro- und Putzfrauenposten nicht abgeschafft, sondern durch neues Personal ergänzt. Es bestand dabei eine stille Übereinkunft, dass der bisherige Amtsinhaber möglichst nicht mehr zum Dienst erschien – schließlich liefen die Bezüge ja weiter. Als die Pleite Griechenlands 2010 absehbar war, arbeiteten schließlich eine Million der neun Millionen Griechen im Staatsdienst – oder genauer ausgedrückt: Sie wurden vom Staat unterhalten.
Mehr Wohlstand schaffte Andreas Papandreou nicht, wohl aber erreichte die Korruption neue Höhepunkte. Er selbst tauschte seine amerikanische Frau gegen ein 36-jähriges Busenwunder aus, das dann auch noch politisch mitreden wollte. Seine Söhne wendeten sich von ihm ab. Einer davon war jener Georgios Papandreou, der 2010 als frisch gewählter Ministerpräsident die Pleite seines Landes verkünden musste. Das war das Ende von der in Deutschland so hoch gelobten Pasok. Georgios gründete schnell noch eine Partei vor der letzten Wahl, erreichte aber nicht einmal mehr die Drei-Prozent-Hürde. Damit dürfte die Ära Papandreou nach über 50 Jahren Schaden für Griechenland endgültig vorbei sein.
So wie die Familien den Staat unter sich aufgeteilt haben, sah es in allen Branchen aus. Wettbewerb und Konkurrenz waren weitgehend ausgeschlossen. LKW-Besitzer hatten eine Lizenz und die Vergabe war berufsständisch organisiert. Die Tarife waren damit festgeschrieben. Als diese Regelung fiel, senkten sich die Transportpreise um die Hälfte. Auch hatten sich zwei Supermarktketten das Land untereinander aufgeteilt, Mesutis im Norden bis zur Stadt Larissa, Marinopoulas im Süden. Kein Wunder also, dass die Preise in Griechenland für viele Produkte des täglichen Bedarfs höher waren und sind als in Deutschland. Kurz zusammengefasst: Griechenland war ein Land der Kartelle, der Monopole, der Staatsbetriebe und der sich daraus konsequenterweise ergebenden Korruption.
... Und die Troika, jene Geldaufsehertruppe aus EZB, IWF und EU-Kommission, sollte den Aufbau einer mitteleuropäischen Verwaltung durchdrücken, die der amtierende Ministerpräsident Antonio Samaras unterlaufen konnte, weil er überhaupt nicht daran dachte, sein Klientel zu belästigen: nämlich die Familien, die vom Karamanlis-Klientel übrig geblieben waren.
... Was immer Tsipras angekündigt hat: Wiedereinstellung entlassener Staatsdiener, Stopp und Rückgängigmachen von Privatisierungen, Erhöhung von Mindestlöhnen, Verschärfung des Arbeitsrechts, dies alles ist dazu geeignet, Investoren abzuschrecken. Er will nicht Wettbewerb, er will noch mehr Staatswirtschaft, verbunden mit Rezepten, die auch in den Ländern nicht funktionieren, die ihn gerne benutzen, um von ihrer verregelten Wirtschaft und deren Misserfolg abzulenken: Beispielhaft dafür sind Frankreich und Italien.
... Auf der einen Seite produziert die EZB Geld für über eine Billion Euro, dass fast ausschließlich den oberen Einkommensgruppen zufließt, weil nur diese damit an Aktienmärkten und vom Immobilienerwerb profitieren und so gleichzeitig die Unterschiede zwischen den unteren und oberen Einkommensschichten vergrößert werden. Auf der anderen Seite fordern die linken Planwirtschaftler dann neue Umverteilungsprogramme, um genau diese Unterschiede wieder zu verringern. Wohin diese Wirtschaftsform im Extrem führt, kann an den Beispielen Argentinien und Venezuela im Endstadium besichtigt werden.
... Doch eines sollten die Euro-Retter nicht vergessen. Je fauler der Kompromiss ist, den sie mit Griechenland und den Schuldenstaaten Italien und Frankreich beschließen, desto mehr zerstören sie das Vertrauen der Bevölkerung in das europäische Projekt. Dann werden sie es in Zukunft nicht nur mit einer griechischen kommunistischen Regierung in Europa zu tun haben, sondern mit der ganzen Bandbreite nationalistischer Sozialisten von rechts- und linksaußen. Das wäre das Ende des Traums von einem friedlichen Europa – nicht zuletzt wegen einer falschen Währungspolitik.
http://ef-magazin.de/2015/02/17/6418-gr ... nes-traums-> ef-magazin.de/2015/02/17/6418-griechenland-das-ende-eines-traums