USA, Naher Osten und Co




NF Diskussion

Re: USA, Naher Osten und Co

Beitragvon Sarastro » Do 7. Nov 2019, 15:07

Angriffskriege der USA und der Türkei in Syrien. Und wie die syrischen Christen darunter leiden, gerade im Vergleich zu Assad.

Zitat 1:
Gut einen Monat ist es her, dass der türkische Präsidialdiktator Recep Tayyip Erdogan seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg im Nordosten Syriens startete. Angebliches Ziel des „Friedensquell“ genannten Überfalls: Einrichtung einer Sicherheitszone gegen die syrisch-kurdischen Milizen. Tatsächliches Ziel des Neo-Osmanen: Erweiterung des türkischen Staatsgebiets nach Süden um ehedem osmanische Territorien, Verhinderung der Bildung kurdischer Selbstverwaltungsstrukturen, Vertreibung der Ethnie der Kurden und Neuansiedlung syrischer Araber und Turkmenen, die vor den Wirren des Syrischen Kriegs in die Türkei geflohen waren.

Zitat 2:
Infolge des US-Rückzugs hatten die kurdisch-arabischen Kräfte eilends die Fühler in Richtung Damaskus ausgestreckt. Motto: Lieber einen alawitischen Präsidenten als einen türkischen Schlächter. Wie schon in der Region Afrin, die Erdogan Anfang 2018 okkupierte, bildeten sich zwischen Kurden und Syrern Zweckbündnisse.

Zitat 3:
Großer Gewinner des Erdogan’schen Überfalls ist sein Moskauer Kollege Wladimir Putin. Ohne einen einzigen Schuss konnten die Russen zahlreiche Stützpunkte der US-Armee übernehmen. Neben der rein militärstrategischen Dimension ist dieser Erfolg in seiner Symbolik von nicht übersehbarer Kraft und Deutlichkeit.

Zitat 4:
Eines zumindest hat er (-> Erdogan) ohne jeden Zweifel bereits erreicht und sich damit einen fragwürdigen Ehrenplatz in den Geschichtsbüchern der Türkei gesichert: Sein kleinosmanisches Reich ist erstmals in der langen Geschichte des islamischen Imperiums geostrategisch von russischen Truppen eingekreist.

Zitat 5:
Bis zum Ausbruch der Gewalt im Jahr 2011 lebten zwei bis drei Millionen Christen unterschiedlichster Konfessionen in Syrien – die zweitgrößte christliche Minderheit im Nahen Osten, nach der in Ägypten. Die areligiöse Militärdiktatur der Assads ließ sie weitgehend in Ruhe, solange sie sich nicht offen gegen das Regime stellten.

Zitat 6:
Die Kontrolle über die Stadt (-> Afrin) wurde den Islamisten überlassen. Inzwischen ist sie mehrheitlich arabisch-sunnitisch. Faktisch herrscht Scharia-Recht. Das scheint der Plan zu sein, den der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan für das gesamte Gebiet um die türkisch-syrische Grenze verfolgt. Er möchte dort eine „Schutzzone“ einrichten. Die soll aber nicht dem Schutz der Zivilbevölkerung dienen, sondern dem Schutz eines türkisch-nationalistischen Staates vor ethnischer Vielfalt an seinen Grenzen.

Zitat 7:
Im Norden Syriens sieht Erdogan anscheinend die Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Er würde die Geflüchteten los und könnte gleichzeitig die demografische Zusammensetzung an der Grenze zur Türkei so verändern, dass es dort kein Kurdengebiet mehr gibt. Christen und andere Minderheiten wären ein Kollateralschaden in diesem Kalkül.

Quellen:
https: //www.tichyseinblick.de/kolumnen/spahns-spitzwege/ein-schlag-in-die-wueste-was-erdogan-tatsaechlich-erreicht-hat/
https: //www.tichyseinblick.de/gastbeitrag/tuerkische-militaeroffensive-opfer-eines-grossen-machtspiels/
Sarastro
 
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Re: USA, Naher Osten und Co

Beitragvon Sarastro » Mi 19. Feb 2020, 11:48

Aktuelle Entwicklungen
1) Die USA rüsten auf, seit 20 Jahren wird viel zu viel für das Militär ausgegeben. Egal ob Bush, Obama oder Trump. Zum Glück hält sich Trump mit Kriegen bisher - Stand Januar 2020 - zurück.
2) Die Türkei führt einen Angriffskrieg in einem souveränen Land, nämlich Syrien. Und scheint sich die Finger zu verbrennen.

=== US-Militärausgaben auf Rekordniveau

Aber schon vorab haben sich Demokraten und Republikaner auf die Höhe der Militärausgaben für das in diesem Monat begonnene Haushaltsjahr 2020 geeinigt: Sie sollen 738 Milliarden US-Dollar betragen – drei Prozent mehr als im vergangenen Haushaltsjahr.
...
Auch die US-Demokraten haben dem 738 Milliarden Dollar Rüstungshauhalt zugestimmt - wohl aus innenpolitischen Gründe. Offenbar hat man die Befürchtung, im Jahr vor den Präsidentschaftswahlen mit Forderungen nach Senkung des Militärausgaben Stimmen zu verlieren.

https: //www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/Ruestungsspirale-US-Militaerausgaben-auf-Rekordniveau,streitkraefte570.html

=== Wie Erdogan sich verkalkuliert hat

Erdogan pfiff auf seine angeblichen Freunde und Verbündeten in NATO und EU, als er seine völkerrechtswidrigen Angriffskriege gegen Kurden und Syrer im Nachbarland startete.
Assad, Präsident Syriens, wartete so lange, bis seine Kräfte die nicht kurdischen Gebiete seines Staates von den Islamkämpfern befreit hatten und gleichzeitig eine Stillhaltevereinbarung mit der kurdischen YPG und den arabischen SDF die gemeinsame Front gegen den Türken sicherte. Dann schlug er zu.
Seit gut vierzehn Tagen rücken Assads Kräfte in der sogenannten „Rebellenprovinz“ Idlib – gehalten von einer AlQaida-nahen, terroristischen Islammiliz – erfolgreich vor. Erdogans Verbündete gerieten ins Hintertreffen, und innerhalb weniger Tage verloren die Türkei und ihre Verbündeten gut ein Drittel „ihrer“ Provinz. Erdogan setzte auf Präsenz schwerer Kampfverbände, verlegte hunderte von Militärfahrzeugen nebst Mannschaften in das von ihm widerrechtlich besetzte Gebiet, hoffend, allein schon durch diese Präsenz den Vormarsch Assads zum Stoppen zu bringen. Doch Assad dachte nicht daran, seinen Erfolgszug zu beenden. Mit den Russen im Rücken rücken seine Kämpfer vor, haben seit Dienstag nun auch die strategisch wichtige Schnellstraße M5 zwischen Aleppo und Damaskus vollständig unter ihre Kontrolle gebracht.
...

Erdogan scheint zu merken, dass er sich verkalkuliert hat. Zwar steht seine Armee mittlerweile auf syrischem Territorium, doch seine islamischen Verbündeten knicken militärisch ein. Sie zeigen sich außerstande, dem Vormarsch der russosyrischen Einheiten ernsthaften Widerstand entgegensetzen zu können. Wollte der Türke seine eigenen Kriegsziele durchsetzen, müsste er nicht nur Assads syrische Truppen niederringen, sonder käme auch an einer Konfrontation mit Russland nicht vorbei.

https: //www.tichyseinblick.de/kolumnen/spahns-spitzwege/und-schon-ruft-er-nach-der-nato-wie-erdogan-sich-verkalkuliert-hat/
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